Datenschutzexperte & Kanzlei-Inhaber Dr. iur. Lukas Lezzi

Er gibt sehr persönliche Einblicke in seinen Werdegang, von seinem Jurastudium über verschiedene berufliche Stationen bis hin zur Gründung seiner eigenen Kanzlei. Dabei betont er die Wichtigkeit von Durchhaltevermögen und Weiterbildung in den Spezialgebieten Datenschutzrecht und FinTech.


Themen: Jurastudium, Universität Zürich, Promotion, Datenschutzrecht, FinTech, Berufseinstieg, Anwalt, Karriereweg, Kanzleigründung, LezziLegal, Militärjustiz.
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Lesezeit: 4 Minuten.

Guten Tag Herr Lezzi, wir freuen uns sehr, Sie als Datenschutzexperten im Interview begrüssen zu dürfen. Könnten Sie uns Ihren Ausbildungsweg zum Rechtsanwalt schildern, insbesondere wie Sie zum Experten im Datenschutzrecht wurden?

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Zürich übernahm ich eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl von Prof. Rolf Weber. Im Rahmen dieser Tätigkeit kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit dem Datenschutzrecht. Meine Dissertation schloss ich aber dennoch im Bereich des Finanzmarktrechts ab. Danach arbeitete ich für Schellenberg Wittmer in Zürich als Substitut und begann mich anschliessend auf die Zürcher Anwaltsprüfung vorzubereiten. Hier begann dann mein Weg etwas holpriger zu werden.

Leider bestand ich die Prüfung nicht und musste mich demensprechend beruflich neu orientieren. So kam es, dass ich eine Stelle im Compliance-Team der SIX-Gruppe antrat. Der damalige Datenschutzbeauftragte war nicht sehr happy mit seiner Funktion und so übernahm ich diese. Zeitglich mit der Übernahme meiner neuen Funktion wurde die Europäische Datenschutz-Grundverordnung veröffentlicht und ich übernahm die Projektleitung für die Umsetzung dieses Gesetzes innerhalb der SIX-Gruppe. Aufgrund dieses neuen Gesetzes bekam der Datenschutz eine völlig neue Bedeutung und die Rolle als Datenschutzbeauftragter fand plötzlich grosse Beachtung.

Nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes verliess ich die SIX, um nochmals die Anwaltsprüfung zu absolvieren. Dies gelang mir dann auch und ich nahm eine Stelle als Anwalt bei Meyerlustenberger Lachenal Froriep im Finanzmarktteam an. Im Rahmen der Pandemie reifte bei mir die Idee mich selbstständig zu machen und 2021 startete ich dann mit  LezziLegal  als Einmannkanzlei.
 

Meine Spezialisierung im Datenschutzrecht war also nicht geplant, sondern ergab sich mehr aus den Umständen und aus den Möglichkeiten, welche sich mir boten. Als ich allerdings realisierte, dass der Datenschutz mich einerseits sehr interessiert und andererseits auch eine gute Spezialisierung wäre, die im Markt gefragt ist, habe ich mich auf dem Gebiet auch weitergebildet und verschiedene Zertifikate erlangt sowie auch regelmässig publiziert.
 

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Tätigkeit im Datenschutzbereich?
 

Weil in allen Unternehmen in allen Branchen und in fast allen Geschäftstätigkeiten Personendaten bearbeitet werden, bekommt man einen sehr tiefen und breiten Einblick in alle Prozesse eines Unternehmens. Besonders interessant und teilweise auch sehr fordernd, ist auch der Umgang mit den verschiedenen Stakeholdern, wie CEO oder CISO.
 

Auch in materieller Hinsicht ist das Datenschutzrecht sehr facettenreich. So reichen die materiellen Fragen von vertragsrechtlichen Themen, über IT-Security Problemstellung bis hin zur Planung von organisatorischen Massnahmen.
 

Können Sie uns einen Einblick in Ihren Arbeitsalltag als Experte für Datenschutzrecht, FinTech und Start-ups geben?
 

Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich und besteht aus Projektleitungsaufgaben, Entwurf von Weisungen und Prozessen, Beantwortung von materiellen Fragen, Verhandlungen mit Vertragspartnern von Mandaten und Kontakt mit Aufsichtsbehörden.

Nebenbei halte ich auch noch Vorträge oder publiziere in meinen Kerngebieten, um auch nicht zuletzt neue Kunden zu gewinnen. Schliesslich gibt es natürlich noch viele administrative Aufgaben, wie Buchhaltung, Rechnungstellung, Büromaterial einkaufen, IT-Systeme aufsetzen, etc..

Und wie kam es dazu, dass Sie nach jahrelanger Erfahrung im Datenschutzbereich zum Gründer von LezziLegal wurden?
 

Ich wollte eigentlich schon immer etwas selbst aufbauen und mich reizte auch der unternehmerische Aspekt einer eigenen Kanzlei. Als nun im Zuge der Pandemie sich die Arbeitswelt etwas verlangsamte und dezentralisierte, entschied ich mich, den Schritt zu wagen. Ein weiteres wichtiges Entscheidungskriterium für mich war, dass das schweizerische Datenschutzgesetz sich in Revision befand und auch Neuerungen im Finanzmarktbereich wohl Beratungsbedarf mit sich bringen würden.
 

Inwiefern unterscheidet sich LezziLegal als Arbeitgeber von anderen Kanzleien?
 

LezziLegal  ist eine sehr kleine Kanzlei und ich habe nur zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen, die in kleinen Pensen mich unterstützen. Es herrscht bei mir ein Start-up Vibe und vieles ist nicht so durchgetaktet wie bei grösseren Kanzleien. Die Arbeitsweise und auch der Arbeitsort können sehr frei gewählt werden. Diese Strukturen bieten aber natürlich potenziellen Arbeitnehmer*innen auch die Chance sehr schnell viel Verantwortung zu übernehmen und bei Interesse und Eignung natürlich auch als Partner/in mitzuwirken.

Es herrscht bei mir ein Start-up Vibe und vieles ist nicht so durchgetaktet wie bei grösseren Kanzleien. Die Arbeitsweise und auch der Arbeitsort können sehr frei gewählt werden. Diese Strukturen bieten aber natürlich potenziellen Arbeitnehmer*innen auch die Chance sehr schnell viel Verantwortung zu übernehmen und bei Interesse und Eignung natürlich auch als Partner/in mitzuwirken. - Dr. iur. Lukas Lezzi

Neben Ihrer Tätigkeit bei LezziLegal engagieren Sie sich auch bei der Militärjustiz und sind Mitgründer eines Game Studios. Wie passt das zu Ihrer Haupttätigkeit?
 

In meiner Milizfunktion bin ich schon seit gut über 10 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Militärjustiz tätig. Momentan fungiere ich im Rang eines Majors als Ankläger und vertrete das Militär vor Gericht. Diese Tätigkeit ist enorm spannend und fordernd und erlaubt es mir in ein Rechtsgebiet einzutauchen, dass im Berufsalltag normalerweise nicht behandle. Für mich sind die Fälle, welche sehr menscheln sehr spannend, weil in meinem doch sehr technischen Spezialgebiet die menschliche Seite manchmal etwas zu kurz kommt.
 

Das Game Studio habe ich mit meiner Partnerin, die ebenfalls Juristin ist, auch in der Pandemie gegründet. Von einer anfänglich kleinen Idee ist das nun zu einem ernsthaften Unterfangen geworden, welches auch von ProHelvetia unterstützt wird. So waren in den letzten Jahren weltweit auf Branchenmessen unterwegs und ich konnte so mein Netzwerk auch über meine angestammte Branche erweitern.

Und abschliessend: Welche Ratschläge würden Sie anderen geben, die eine Karriere im Datenschutzrecht oder FinTech anstreben?
 

Diese Themen werden im Studium eher selten oder gar nicht behandelt. Das Know-how in diesen Rechtsgebieten wird vor allem «on the job» erarbeitet und Vieles ist auch Erfahrungssache. Wenn man sich in diesen Rechtsgebieten spezialisieren will, ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, dass man Zertifizierungen (wie die der IAPP) oder Weiterbildungsmöglichkeiten wahrnimmt. Zudem ist es aus meiner Sicht auch wichtig in einem Unternehmen als in-house-Counsel praktische Erfahrungen in diesem Gebiet zu sichern.

Nochmals herzlichen Dank für das Interview und die persönlichen Einblicke, Herr Lezzi. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg.

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