Anwältin in der Politik: Ein Gespräch mit Bundesrätin Viola Amherd

Die erste Frau an der Spitze des Verteidigungsministeriums erzählt, warum sie für das Amt der Bundesrätin kandidiert hat, was sie von ihrer Zeit als selbständige Anwältin vermisst und was Edith Piaf mit ihrem Motto zu tun hat.


Themen: Bundesrätin, Politik, Rechtsanwältin, Notarin, Universität Freiburg, Karriere, Ratschläge.
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Lesezeit: 3 Minuten.

Guten Tag Frau Amherd, wir freuen uns sehr, Sie zu diesem Interview begrüssen zu dürfen. Die ganze Schweiz kennt Sie als Bundesrätin, jedoch wissen nur wenige, dass Sie vorher als selbständige Anwältin und Notarin tätig waren. Könnten Sie uns bitte Ihren Ausbildungsweg schildern und erzählen, wie es dazu kam, dass Sie Bundesrätin werden wollten?

 

Nach der Matura Typus B begann ich 1982 an der  Universität Freiburg  mit dem Jusstudium. Nachdem ich das Lizentiat beider Rechte 1987 erworben habe, folgte das Praktikum in einem Advokatur- und Notariatsbüro in Brig-Glis. 1990 erlangte ich das Notariatsdiplom und 1991 das Anwaltsdiplom des Kantons Wallis.

 

Anschliessend arbeitete ich von 1991 - 2018 als selbstständige Advokatin und Notarin in Brig-Glis. Politik hat mich immer sehr interessiert. Von 1992 bis 2000 war ich Stadträtin, dann 4 Jahre Vizepräsidentin der Stadtgemeinde Brig-Glis. Von 2000 bis 2012 war ich Stadtpräsidentin. Ab 2005 bis 2018 vertrat ich das Wallis als Nationalrätin.

 

Als Doris Leuthard ihren Rücktritt bekannt gab, wurde ich von mehreren Personen gefragt, ob ich nicht kandidieren wolle. Ich habe mir diesen Schritt reiflich überlegt und dann zugesagt. Mir gefällt es, Projekte zu lancieren und umzusetzen, etwas zu bewegen und zu entscheiden. Dann war ich zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und brachte viel politische Erfahrung mit.

Als Anwältin und auch als Politikerin ist es wichtig, zuzuhören, nachzufragen und gründlich zu arbeiten. - Bundesrätin Viola Amherd

Welche Fähigkeiten und Erfahrungen aus Ihrer juristischen Laufbahn können Sie in Ihrer aktuellen Funktion als Bundesrätin besonders verwerten?


Die Fähigkeit zum Analysieren und logischen Denken, sich mündlich und schriftlich verständlich auszudrücken. Als Anwältin und auch als Politikerin ist es wichtig, zuzuhören, nachzufragen und gründlich zu arbeiten.

Am meisten vermisse ich, dass ich meine Agenda frei planen kann! - Bundesrätin Viola Amherd

Schon gewusst?

Bis 2018 war Frau Amherd als selbständige Anwältin und Notarin bei der Advokatur act in Brig tätig. Brig ist weithin bekannt als politisches Zentrum im Wallis.

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag einer Bundesrätin aus und welche Aspekte aus Ihrer Zeit als Anwältin und Notarin vermissen Sie möglicherweise?

 

Der Tag beginnt meistens um 7 Uhr mit Besprechungen mit Mitarbeitenden, Organisationen und Kommissionssitzungen. Häufig sind auch Auftritte an Veranstaltungen geplant. Am Abend gilt es, zum Beispiel Dossiers zu studieren oder kommende Sitzungen vorzubereiten.

 

Am meisten vermisse ich, dass ich meine Agenda frei planen kann!

Ich blicke nicht zurück, sondern schaue vorwärts! - Bundesrätin Viola Amherd

Schon gewusst?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Bundesrätinnen einen juristischen Hintergrund haben. Doris Leuthard, deren Nachfolge Frau Amherd antrat, war ebenfalls Anwältin. Die weiteren Alt Bundesrätinnen die Rechtswissenschaften studiert haben, sind Eveline Widmer-Schlumpf, Ruth Metzler und die erste weibliche Bundesrätin Elisabeth Kopp.

Wenn Sie auf Ihren Karriereweg zurückblicken, welche Entscheidungen würden Sie genauso und welche womöglich anders treffen?


Ich blicke nicht zurück, sondern schaue vorwärts! Mit Edith Piaf gesagt: Je ne regrette rien.

Schon gewusst?

Viola Amherd ist die erste Frau an der Spitze des Schweizer Verteidigungsministeriums. Im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie leitete die Walliserin die umfangreichste Armee-Mobilmachung der Schweizer Armee seit dem Zweiten Weltkrieg.

Abschliessend, welche Ratschläge möchten Sie Juristinnen und Juristen auf den Weg geben, die eine Karriere in der Politik anstreben?

 

Wichtig finde ich, dass man sich engagiert, zum Beispiel in Vereinen und Organisationen oder auch in einer Partei.

 

Das bedeutet auch, dass man sich in einen Vorstand wählen lässt, in Kommissionen mitarbeitet und sich für ein politisches Mandat zur Verfügung stellt.

 

Vielen Dank für die äusserst interessanten Einblicke in Ihre politische und juristische Karriere. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!

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